Temporäre Überdachungen für Freiluftveranstaltungen im Belvedere auf dem Potsdamer Pfingstberg

Diplomarbeit
Auf dem Pfingstberg im Norden von Potsdam wurde das Belvedere von 1847 bis 1863 als Teil der landschaftlichen Gesamtkomposition errichtet; die beiden Aussichtstürme und ein Säulengang umgebenes Atrium dienten allein dem kurzweiligen Aufenthalt und als Aussichtsplattform mit Blick auf Potsdam und bis Berlin, das Bassin der Bewässerung der Gartenanlagen von Peter Joseph Lenné.
Schon bald nach Fertigstellung des Belvedere machten sich erste Bauschäden bemerkbar. Das architektonische Konzept besaß Details, die mit damaligen Technologien nur schwierig vor Durchfeuchtung geschützt werden konnten.
Nach seinem Verfall, der vor allem während der Zeit der sowjetischen Besatzung stattfand, arbeitete seit 1988 eine Arbeitsgemeinschaft an der Wiederherstellung der ursprünglichen Parklandschaft des Pfingstbergs. Ab 1991 wurde mit der Sanierung des Gebäudes begonnen, die im Sommer 2003 vollständig abgeschlossen sein wird. Der “Förderverein Pfingstberg e.V.” veranstaltet - nicht nur im Rahmen der Bundesgartenschau - Kulturveranstaltungen im Innenhof des Belvedere, und da schon manches Konzert oder Theater aufgrund schlechten Wetters ausfallen musste, ist der Förderverein als an einer Überdachung des Innenhofes interessiert.

Im Dialog mit dem Förderverein Pfingstberg e.V. - sowie relevanten staatlichen Behörden sollte im Sinne einer Machbarkeitsstudie eine wandelbare bzw. temporäre Überdachung entworfen werden, die den gegebenen Rahmenbedingungen gerecht wird; die Schwerpunkte der Planung waren: Wetterschutz in vom Bauherrn gewünschtem Umfang, Bauen in denkmalgeschütztem Bestand, Betrieb und Unterhalt der Überdachung durch Laien. Auf Basis eines umfangreichen und sehr detaillierten Anforderungskatalogs (aufgestellt durch Verein und Denkmalschutzbehörde) entstanden als Ergebnis dieser Machbarkeitsstudie zwei alternative Entwurfsvorschläge: Segel und Schirme.

Die Wahl einer vorgespannten Membrankonstruktion als Wetterschutz erklärt sich logistisch aufgrund der minimal vorhandenen Lagermöglichkeiten und dem Wunsch, die Konstruktion innerhalb weniger Stunden von Hand installieren zu können (effizientestes Verhältnis von Konstruktionsgewicht und -volumen pro überdachter Fläche); der optische Reiz liegt im scheinbar losgelösten Schweben der Segel im Atrium (auf jegliche druckbeanspruchte Konstruktion konnte hier verzichtet werden). Auch die ruhige, transluzente Formensprache der Segelkonstruktion bewahrt klar Distanz zur historischen Umgebung; eine der Hauptforderungen des Denkmalschutzes - jegliche zusätzliche Konstruktion im Gebäude muß komplett entfernbar sein - wird eingehalten.

Die Schirm-Alternative trägt dem Wunsch des Vereins Rechnung, für kleinere Veranstaltungen (Stehempfänge oder Hochzeiten - das Belvedere kann gemietet werden) kleinteiliger und flexibel Sonnen- bzw. Regenschatten zu bieten. Der Grundlage für diese zusätzliche Qualität ist eine schirmartige Konstruktion, die denselben Kriterien unterworfen ist wie die Segel.

Als weitere Bestandteile der Planung dieser Entwurfsvorschläge entstanden neben der Gebrauchsanweisung der Konstruktionen für den Nutzer (Beschreibung von Auf- und Abbau etc.) auch der Entwurf eines Leistungsverzeichnises als Grundlage zur Kostenschätzung. Die Ausbildung der Details wurde in Hinblick auf schnelle, einfache und sichere Montage, Demontage, Transport und Lagerung entwickelt.

Eine Auswahl in Frage kommender Membranmaterialien zeigt neben deren konstruktiver Eignung und den Qualitäten in Bezug auf Investition und Unterhalt auch die haptischen, optischen und akustischen Eigenschaften; Potentiale, welche diese Art von Werkstoff für Veranstaltungsorte zu prädestinieren scheinen.



Diplomarbeit an der Universität Stuttgart, Institut für Leichtbau Entwurf und Konstruktion (ILEK), Prof. Dr.-Ing. Werner Sobek
Betreuung: Jürgen Hennicke




Dokumentation und Präsentation auf CD-Rom erhältlich unter:
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